Zeitalter des "trockenen" Orgasmus
Die Antworten dürften im Zeitalter der so genannten „trockenen“ Orgasmen (ohne Samenerguss), oder den (auch Männern) mit viel Fleiß und Übung zugänglichen Ganzkörper- und multiplen Orgasmen nicht so leicht zu finden sein. Vielleicht haben diese tantrischen Errungenschaften den vorgetäuschten männlichen Orgasmus erst ermöglicht? Oder gibt es immer schon Naturtalente, die sich durch die Kunst des Vortäuschens einen Ruf als Sexprotz regelrecht ergaunert haben?
Pornos als Vorbilder
Lesen wir also den ausführlichen Erfahrungsbericht eines ehrlichen und mutigen Mannes: Sex habe ich natürlich durch die Selbstbefriedigung kennen gelernt. Es hat immer sehr lange gedauert, bis ich gekommen bin. Ich würde sagen, mindestens fünfzehn Minuten, meistens jedoch eine halbe Stunde. Das habe ich damals als ganz normal empfunden. Genau so lange, bis ich die ersten Pornos sah: Da haben Männer innerhalb von kürzester abgespritzt. Zunächst hat es mich gar nicht verunsichert, da ich dachte, dass nur die letzten Momente gefilmt wurden. Allmählich aber hat es mir zu denken gegeben. Je mehr sich das Unbehagen in mir breit machte, desto stärker bemühte ich mich, es einfach wegzuschieben, zu verdrängen.
Sowieso hatte ich „von Haus aus“ die Haltung, dass man über Sex nicht redet. Man macht ihn im Dunkeln. In dieses Weltbild passte bestens meine erste Freundin. Wir waren beide verklemmt. Als beim Versuch einer sexuellen Vereinigung meine Erektion verschwand, vereinigten wir uns einfach nie mehr.
Perfektes Schauspiel
Bei der nächsten Freundin hat die sexuelle Vereinigung zwar geklappt, aber ich konnte in ihr einfach nicht kommen. Weder Zeit (mein Zeitrhythmus aus der Selbstbefriedigung schien sich noch drastisch zu verlängern) noch Reibung reichten aus. In der Frau hatte mein Schwanz einfach nicht die gleiche feste Stimulation wie mit der Hand. Sie hat anscheinend gespürt, dass etwas nicht stimmt und mich sogar angesprochen. Und so begann meine Karriere des Vortäuschens. Ich legte mir einleuchtende Erklärungen zurecht, gut gespickt mit einer überheblichen Angriffs- und Vorwurfshaltung:
- „Bei mir kommt nicht viel!“
- „Ich habe trockene Samenergüsse, hast Du davon noch nichts gehört?“
- „Ich kann tolle Orgasmen ohne Samenerguss bekommen! Lies mal dieses Tantrabuch!“
Ich war um keine Ausrede verlegen…
Da ich Frauen hatte, die sehr gehemmt waren und sich deshalb nicht wagten, über sexuelle Dinge zu sprechen, hatte ich ein ziemlich leichtes Spiel. Zeitgleich mit dem Einsatz von Ausreden begann ich, Orgasmen vorzutäuschen. Ich schaute mir bei Pornofilmen ab, wie sich ein Orgasmus anhört. Meine theatralischen Talente halfen mir, auch die erforderliche Mimik und Gestik gekonnt zu imitieren. Aus Angst vor Blamage habe ich mich bei jedem Liebesakt richtig „reingestöhnt“ und das Gelernte gekonnt abgespult. Meine sexuellen „Auftritte“ waren perfekt, doch die Beziehungen hielten nicht lange.
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