Liebe Anika, danke dass Du die Erfahrung Deiner Freundin hier mitteilst. Ich bin ganz erstaunt, dass man so etwas wie ein "Over Night Date" verabreden kann. Aber meine Dating Zeiten liegen ja schon ewig zurück. Ich würde es von Anfang an immer offen lassen, ob es ein kurzes oder langes Date wird. Denn schließlich muss ich meinem Gespür ja auch eine Chance geben, mich dabei führen zu können. So wie Deiner Freundin geht es leider vielen Frauen. Sie verlieren dann vor Aufregung das Gefühl für sich selbst und machen wahrscheinlich Dinge mit, die sie gar nicht möchten!
Was tun, wenn es auf einmal einfach nicht mehr passt und stimmt?
Eine einmalige Liebesbegegnung scheint nicht so einfach zu sein. Besonders wenn die Beteiligten sich nicht trauen, einander ehrlich ihr inneres Erleben mitzuteilen. Hier geht es um einen missglückten One Night Stand.
Von Anfang an authentisch zu l(i)eben, ist anscheinend gar nicht so leicht. Hier kannst du den wahren Bericht einer jungen Frau lesen. Sie hat ihn für mich aufgeschrieben, als sie ganz am Anfang ihres tantrischen Weges war. In etlichen Frauengruppen haben wir darüber diskutiert, was und wo sie etwas hätte ändern können. Ich war mehrmals fast fassungslos, dass so viele Frauen der Frauengruppen sich ähnlich verhalten hätten. Wer A sagt, muss aber nicht B sagen. Ich finde, wir können und müssen sogar jederzeit etwas ändern, wenn es nicht gut für uns ist. Was meinst du dazu?
Authentischer Bericht einer Frau zu einem One Night Stand
„Als ich am letzten Wochenende mit meinen Freundinnen tanzen ging, begegnete mir ein sehr viel versprechender Mann. Er sah gut aus, die Chemie beim Tanzen stimmte, und er war sehr sympathisch. Ich hatte meinen Spaß und küsste ihn. Alles passte, ich genoss die schöne Begegnung. Eigentlich reichte mir das für den Moment auch schon, aber ich war auch neugierig auf mehr.
Wir landeten nach mehreren ausgebuchten Hotels endlich in einem sehr kleinen Hotelzimmer, eher Jugendherbergs ähnlich mit zwei extra schmalen Einzelbetten. Ich ließ mich auf einem nieder und es knarzte schon in diesem kurzen Moment. Der Zauber war verflogen, aber ich konnte doch jetzt nicht einfach gehen, oder? Mir war trotzdem danach. Ich blieb.
Er küsste mich und zog mich zu sich. Schon besser… Wir zogen uns aus, aber er zog mich nicht an. Ich fand ihn plötzlich nicht mehr attraktiv. Das Vorspiel war so kurz, dass es in meinen Augen nicht als Vorspiel zu bezeichnen war. Aber ok, vielleicht würde er die Situation noch retten. Falsch gedacht: Er rammelte drauf los. Ich kann es nicht anders bezeichnen. Und mit jedem Mal knarzte das Bett in meinen Ohren noch lauter.
Meine Lust war beim Nullpunkt angelangt, wenn nicht noch tiefer. Das Komische in der Situation: mir fiel nicht in einer Sekunde ein, dass auch ich an der Situation etwas hätte ändern können. Zum Beispiel einfach meinen Mund aufzumachen, um ihm zu sagen, was mir Spaß machen würde. Normalerweise kann ich das ziemlich gut. Stattdessen lag ich da und hielt es einfach aus. Es ging mir nicht schlecht. Ich war komischer Weise irgendwie gelangweilt und einfach unzufrieden. Ich weiß nicht, was mit mir los war, es sollte einfach so schnell wie möglich vorbei sein. Da war keine Verbindung zwischen uns, nichts. Ich erkannte den Kerl von der Tanzfläche nicht wieder. Er ekelte mich und ich befriedigte ihn trotzdem oral. Irgendwann kam er. Endlich. Hatte er Spaß? Merkte er, dass ich keinen hatte? Ich weiß es nicht, ich wollte es nicht wissen.
Nachdem ich im Bad war, legte ich mich in das andere Bett. Wollte im ersten Moment bloß noch schlafen. Im zweiten wollte ich einfach nur weg. Er schien eingeschlafen zu sein, also suchte ich leise meine Sachen zusammen und ging. Ich fühlte mich ziemlich schlecht. Wieso habe ich nichts geändert, nichts gesagt? Ich hätte gehen können. Das habe ich mich nicht getraut. Das Erschreckende und Beängstigende ist für mich, dass ich mir selbst nicht treu geblieben war. Ich nahm mich, meinen Körper und mein Herz nicht ernst. Das soll nie wieder passieren. Aber kann ich den Mut in einer solchen Situation fassen? Hoffentlich.“
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@Veronika Liebe Veronika, für viele Frauen ist es ein langer Weg, ihre eigenen Bedürfnisse zeitnah zu spüren, und vor allem, dann darauf zu hören. Sprich, sie auch umzusetzen. Bei neuen Begegnungen verfängt man sich leicht darin, gut wirken und es dem anderen recht machen zu wollen. Aber genau das ist die Falle, die es zu vermeiden gilt! Von Anfang an authentisch zu sein, das kann tatsächlich gelernt werden. Das bedeutet aber auch, zu riskieren, dass das Date nichts wird. Nur wer dazu bereit ist, kann sich selbst treu sein.
Von einem missglückten One Night Stand, hat mir jetzt vor ein paar Tagen eine sehr nahe stehende Person erzählt. Sie hatte sich mit einem Mann getroffen, den sie von einer Anzeige bezüglich eines Kennenlernens als Sugar Daddy angeschrieben hatte. Sie sagte es wäre auch alles soweit gut gewesen. Nur sie hat direkt als erstes Treffen ein Over Night Date gewählt. Und da hat sie mir erzählt dass sie sich nachts sehr schlecht gefühlt hat und es ihr gar nicht gut ging. Der Mann hat geschlafen. Und sie konnte die ganze restliche Nacht nicht mehr schlafen. Und wäre am liebsten nach Hause gefahren. Hatte sich aber nicht getraut ihm zu sagen dass sie jetzt gehen möchte.
Liebe Regina,
auch mir kommt diese Situation bekannt vor. Allerdings fällt es mir in solchen Situationen schwer, den Zugang zu mir zu bewahren und auf meine Bedürfnisse zu hören. Ich setzte mich dann selbst so unter Druck, dass ich gar nicht mehr so richtig weiß, was ich überhaupt will. Hast du vielleicht Tipps, wie ich auch in solchen Situationen den Zugang zu mir selbst bewahren kann?
Liebe Grüße,
Veronika
@Petra DD - Liebe Petra, danke für das Teilen Deiner kleinen Geschichte. Das hast Du doch gut gemacht damals. So hattest Du eine Begleitung in der Nacht - und das war wichtiger als alles andere. Ich weiß nicht, ob das Leben mit ausschließlich glücklichen Beziehungen langweilig wäre. Ich bin mit meinem Mann schon so lange glücklich, und es ist uns keinen Tag langweilig. Man kann so viele tolle Sachen miteinander machen. Aber sicherlich wären wir nicht so herausgefordert, uns zu entwickeln und bewusst zu werden, wenn es keine Herausforderungen gäbe. Da stimme ich Dir vollkommen zu.
Hm? Missglückte Begegnungen gibt es gewiss mehr als geglückte One-Night-Stands. Wenn man noch dazu jung und unerfahren mit seinen eigenen Reaktionen des Körpers ist …
Als Studentin (genauer im Februar 1979) hatte ich eine solche Begegnung nach einem Diskobesuch. Allerdings an einer Hausecke! Im Februar! Er wollte mich begleiten nach Hause und ich wollte nicht allein durch die menschenleeren Straßen laufen. Damals war mein zu Hause ein Mehrbettzimmer im Wohnheim und so dachte ich, dass damit alles "gesagt" sei. Vor der Haustür ist "tschüß". So war es ja auch irgendwie, quasi, nach längerem Gefummel.
Ich war damals sexuell noch völlig unerfahren (bin ein Spätentwickler) und brauchte lange, um diese Begegnung zu verdauen.
Heute weiß ich um die fehlende Kommunikation. Hätte ich ihm gleich gesagt, was für mich … aber nicht für ihn … klar war, oder hätte er gleich gesagt, was für ihn … aber nicht für mich … der wirkliche Grund seines Begleitangebotes war …
Doch was wäre das Leben mit ausschließlich geglückten Beziehungen? Auch irgendwie langweilig.
Ist man mit 60 über den Berg der Enttäuschungen? Ist man nun weise? Ich glaube, etwas klüger und weiser schon, aber keineswegs bin ich mir sicher über den Berg zu sein. Oder?
Herzensgrüße Petra