Quantenphysik
Die Quantenphysik ist das Ergebnis einer Suche nach dem Feinst-Stofflichen. Wollte man doch das kleinste Stückchen unserer sicht- und messbaren Welt finden, würde man feststellen, dass es nicht zu fassen ist. Mal erscheint es als Welle, dann wieder als Teilchen. Letzten Endes ist es keins von beiden. Im Allerkleinsten gibt es fast nur leeren Raum. Stellt man sich ein einzelnes Atom so groß vor wie ein Fußballstadion, so hätte sein Atomkern in der Mitte des Spielfeldes gerade mal die Größe einer Orange. Seine Elektronen würden ihn am äußersten Rand der Tribüne umkreisen. In ihrer Teilchenform wären sie jeweils etwa so groß wie ein Reiskorn. Und zwischen Kern und Elektronen? Das unendliche Nichts. (10) Carlo Rubbia erhielt 1984 den Nobelpreis dafür, dass er beweisen konnte, dass die Materie nur aus einem Milliardstel aus Masse besteht – der Rest ist Vakuum. Nimmt man zum Beispiel aus dem über dreihundert Meter hohen Eiffelturm das Vakuum heraus, dann bleiben von seiner Höhe nur noch 0,003 Millimeter übrig. (2) Der menschliche Körper besteht demnach nur aus Spuren von Materie und unendlich anmutendem leeren Raum. Die Erkenntnisobjekte der altbewährten, sogenannten klassischen Physik sind dagegen so groß und zugleich so beschaffen, dass sie im Erkenntnisnetz des Physikers hängen bleiben müssen – genauso wie Theorien, Meinungen und Vorstellungen über Gott und die Welt mit dem klugen Netz des Verstandes eingefangen, dann analysiert und zerlegt werden können. »Aber das, wofür sich die Quantenphysik interessiert, das sind die ganz kleinen Fische. Ihre Schwärme gleiten durch die Maschen des Netzes hindurch. Deshalb sagt der klassische Physiker: Für mich gibt es das gar nicht.« (3) Und so hält es auch der Verstandesmensch: Was er sich nicht erklären kann, wird einfach von der Bildfläche seines Denkapparates wegradiert. Dabei erleben wir wahrlich mehr, als wir begreifen können. Der kürzlich verstorbene Quanten-Physiker Prof. Dr. Hans- Peter Dürr kommt zum Schluss: »Also, wenn wir über die kleinen Fische reden, dann sollten wir nicht einmal davon träumen, sie jemals zu fangen. Sie sind eben auch etwas anderes als nur Fische. Sie sind zugleich auch das Meer oder das Salz im Wasser, und sie lassen sich prinzipiell nicht fangen. Der Versuch wäre sinnlos, das Netz immer dichter zu machen, es geht eben nicht.« (4)
Vom Groben zum Feinsten
Wenn wir uns auf dem Planeten Erde auf dem Markt der sexuellen Möglichkeiten umschauen, so begegnen wir zuerst den eher grobstofflichen Formen: Der robust erscheinende Körper steht im Zentrum des alten sexuellen Weltbildes. Er wird geknetet, massiert, leidenschaftlich gedrückt, benutzt und stimuliert. Der Orgasmus ist das Ziel. Er soll möglichst schnell und oft herbeigeführt werden. In diese Ur-Situation hinein tauchen plötzlich neue Begehrlichkeiten auf, mehr wie ein Luxus anmutend, als für das Überleben der Menschheit scheinbar erforderlich. Der Wunsch nach Zeit, Sinnlichkeit, Zartheit und Verweilen beim Sex ist Ausdruck einer neuen Seinsweise. Steigende Bewusstheit sowie ein beginnendes kollektives Erwachen aus Jahrtausende alter Konditionierung wirken schier unaufhaltsam und machen auch vor unseren Liebesbetten nicht Halt. Doch kaum wird die Sehnsucht erfüllt, fein berührt und geliebt zu werden, scheint sie sich von selbst weiter zu verfeinern und nicht mehr Fassbare, hineinzustreben. Mit den allerzartesten Berührungen kann man sich an die Grenzen des sichtbaren Körpers herantasten. Manchmal spürt man das Stoffliche, manchmal nur die Energie. Kann man schließlich fast die Aura massieren, wird es Zeit für den Absprung ins innere Universum. Um dieses zu entdecken, muss jedes äußere Tun zur Ruhe kommen, um der Stille Platz zu machen. Nur so tauchen innere Liebeslust-Ströme überhaupt auf. Sogar ein gesprochenes Wort wird dabei leicht zu einem Elefanten im Porzellanladen. Das Energiefeld des inneren Lust körpers ist sehr zart. Manchmal verdichtet es sich und ist an bestimmten Körperstellen deutlicher wahrnehmbar. Oft jedoch ist es kaum zu lokalisieren. Es ist immer fließend, nie statisch, manchmal grenzenlos und unergründlich. Dennoch kann man immer noch tiefer hineingehen. Und nun kommt das Erstaunliche: Je feiner und innerlicher wir miteinander sind, desto umfassender und unfassbarer wird das Erlebnis.