Besonders der Bereich der Sexualität bietet sich an, ist er doch überfrachtet von falschen Vorstellungen und lebensfeindlicher Moral:
Marliese, eine sehr hübsche Seminarteilnehmerin, kommt in der Mittagspause zu einem Einzelgespräch. „Sie sei umringt von Männern, und sie könne noch nicht einmal eine Umarmung zulassen, weil sie nicht wisse, wie sie die Männer dann wieder loskriegt, wenn sie eben nur eine Umarmung will und nicht mehr“, klagt sie. Schon zwei Tage des Seminars sind deshalb in absoluter Berührungsverweigerung für sie vergangen. Dabei sehnt sie sich so sehr nach Berührung. „Aber wenn ich A sage, muss ich auch B sagen“, Tränen rollen über ihr schönes Gesicht. Genau dieser Satz ist ihr Gefängnis.
Sie hat Lust, ein Experiment zu wagen. „Enttäusche so viele Männer wie möglich, bei diesem Seminar“, empfehle ich ihr und erkläre ihr, wie das aussehen könnte. Und sie setzt es sofort und das ganze Seminar über um. Von Tag zu Tag strahlt sie mehr und fährt glücklich und befreit nach Hause.
Sie hat sich gewagt, Umarmungen nur dort zuzulassen, wo sie es mochte und so lange sie es mochte. Dann hat sie sich sanft gelöst und gesagt: „Es war eine himmlische Begegnung. Ich danke Dir dafür. Mehr stimmt für mich im Moment nicht.“ Das Muster „Wer A sagt, muss auch B sagen“ ist dadurch in sich zusammengesackt, auch wenn sicher da und dort ein Mann enttäuscht war. Ihr Selbstvertrauen ist gewachsen. Sie kann bestimmen und muss nicht mehr das gehorsame Mädchen oder Weibchen spielen. Und aus dieser neuen Lage heraus ist sie frei für weitere Schritte bei Begegnungen mit einem Mann, ganz in ihrem Tempo – immer weiter heraus aus ihrem lebensfeindlich begrenzten Gefängnis.
Artikel von Regina Heckert, veröffentlicht auf tantranetz.de, Erscheinungsjahr: 2018