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Dieser Artikel erschien im Connection-Magazin. Das Connection-Magazin - unter Regie von Sugata Wolf Schneider - widmete sich über 30 Jahre lang tantrischen Themen. Dabei war Regina Heckert viele Jahre Autorin bei Connection und veröffentlichte regelmäßig Artikel rund um die Themen Tantra, Meditation und Spiritualität.
In ihrem Artikel "Lustmolch und Tantramaus" unterscheidet Regina Heckert zwischen dem Lustmolch und der Tantramaus - zwei Nachbarn in dem Inneren eines jeden. Der suchende, unersättliche Lustmolch und die tiefgreifende, heilsame Tantramaus - ein Artikel von Regina Heckert.
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Wenn man immer nur an das eine denkt, in sexuellen Phantasien schwelgt oder sogar von ihnen verfolgt wird, allzeit bereit ist, nie genug kriegen kann, überall um sich herum nur Sex-Appetithäppchen sieht, sich von allem noch Ungetanen verlocken lassen will, gerne experimentiert, von einer Verheißung zur nächsten jagt, genießt, genießt und genießt, dann könnte – egal ob in Mann oder Frau – der so genannte (innere) Lustmolch am Werk sein. Dieser sorgt mit fleißigem Einsatz dafür, dass die herrlichen Früchte der Erde gerochen, geschmeckt, gekostet, ja vernascht werden, wo immer sie zu finden sind. Er zollt dem Irdischen jederzeit vollen Respekt und ehrt es durch seine Hingabe. Würzt er nicht die Suppe des Lebens und gibt ihr eine unverwechselbare Note, wenn nicht sogar Charme? Oder wird er da und dort eher zur Plage durch sein rast- und ruheloses Herumirren im unerschöpflichen Labyrinth der Versuchungen? Da der Lustmolch offen ist für die Fülle des Lebens wird er vermutlich früher oder später der Tantramaus begegnen. Sie wohnt im Tempel der Liebe und freut sich schon lange auf seinen Besuch. Die verführerischen Früchte der Erde teilt sie mit ihm – noch tiefer und inniger als bisher. Im tantrischen Tempel mangelt es an nichts. Die Zeit bäumt sich ohnmächtig auf und weicht einer verloren geglaubten Ewigkeit. Eile ist daher nicht mehr nötig. Neue Türen öffnen sich. Aus Stille und Staunen schält sich gelassen Gegenwärtigkeit und verzaubert die sichtbare Welt. Lust und Genuss werden durch Bewusstheit zu Erfüllung. Die Erde ruht und pulsiert im Schoß des Himmels. Wo ist die Tantramaus zu finden? Sie wohnt gleich neben dem Lustmolch in dir! Wer bereit ist, sie in sich selbst zu entdecken, dem wird sie zwangsläufig auch in der Außenwelt begegnen. Ganz sicher jedenfalls haben beide im nächsten Jahr einen festen Platz auf der Startseite meiner Website.
Der lebendige Tanz zwischen Himmel und Erde ist besonders im Alltag gar nicht so leicht. Weisen auch himmlische tantrische Erfahrungen in einem Seminar den Weg, wie spirituelle Erfahrung und körperliche Lust verwoben werden können, so scheitern viele Menschen daran, genau diese göttliche Mischung mit nach Hause zu nehmen. Das Pendel der Versuchung schwingt unablässig zwischen Ausschweifung zu Entsagung. Unaufhörlich bewegt es sich hin und her und nimmt jeden nach Lust und Laune mit, der sich erfassen lässt. Zu viel Erde zeigt sich in Geilheit und Gier. Getrieben von den Lüsten kann der Mensch sich und seine Freiheit verlieren. Andere werden für ihn zum bloßen Objekt. Mangel und Habenwollen breiten sich aus, während die Anzeichen wirklicher Liebe brach liegen. Schwebt ein Mensch dagegen nur in der Reinheit himmlischer Gefilde ohne in der Erde verwurzelt zu sein, wird seine Energie und Lebenskraft dünn und blass. Seine Ansichten sind dafür umso erhabener. Höchste Ideale erblühen, doch vom Nabel abwärts bleibt der Körper unbeseelt und ungenutzt. Unglücklicherweise treffen oftmals genau diese beiden Extreme im Wagnis Partnerschaft zusammen, so als wollten sie sich gegenseitig von der Einseitigkeit erlösen. Anstatt voneinander und miteinander zu lernen, verhaken sie sich jedoch im Kampf um die Vorherrschaft von Sex und Herz. Die wirkliche Süße des Lebens geschieht, wenn beides ineinander fließt. Das Himmelstor für diese Erfahrung ist so lange verschlossen, wie das Ego das Regiment führt. Tantrische Transformation soll ihm den Garaus machen und als Nebenprodukt derbe Lüsternheit zu Gourmetsex verfeinern. Damit wäre schon der halbe Weg zu Gott zurückgelegt.
Für die BeFree Tantraschule und die Liebesschule Online habe ich deshalb den Lustmolch und die Tantramaus erfunden. Sie halten Erde und Himmel zusammen und befruchten sie mit i-Tüpfelchen der Liebe, während das besagte Pendel schwingt. Sie sollen eine Brücke zwischen den göttlichen Seminarerfahrungen und dem schier unbezwingbar erscheinenden Alltag bauen. Dabei gilt die Devise: wenig tun und viel erreichen. Der Lustmolch sorgt dafür, dass die Glut der Erde nicht erlischt und das sexuelle Feuerchen in Gang gehalten wird. Denn ohne den Brennstoff der Geilheit kann nichts transformiert werden. Immer wieder schürt er die ganz irdische Lüsternheit, gepaart mit Spaß und Freude. Die Tantramaus weiß diese Energie zu nutzen und in die richtigen Kanäle zu lenken. Vielleicht bewirkt sie da und dort ein kleines Einheitserlebnis. Sie erinnert daran, die Blumen am Wegesrand nicht zu übersehen, während man einem Ziel nachstrebt. Immer wieder lockt sie ins Hier und Jetzt, an den einzigen Ort, an dem Glück und Erfüllung zu finden sind.
Lustmolch und Tantramaus wechseln sich ab mit ihren Anregungen zur Liebe. An manchen Tagen sind sie auch gemeinsam am Werk. Jedenfalls sorgen sie dafür, dass weder Himmel noch Erde zu kurz kommen. Singles und Paare beschenken sie ein ganzes Jahr lang täglich mit leicht umsetzbaren Ideen und Tipps für Lust und Liebe im Alltag. Wer ihren Ratschlägen folgt, bringt sein Liebesleben in Schwung und Abwechslung ins Bett. Routine, Langeweile und Einsamkeit werden verjagt. Der Lustmolch fördert den sexuellen Appetit, die Kreativität und die Abenteuerlust. Bewusste Gesten der Liebe sind die Geschenke der Tantramaus. Sie öffnen das Herz und machen frei für Wahrheit und Wirklichkeit. Lustmolch und Tantramaus setzen auf die kleinen i-Tüpfelchen der Liebe statt auf große Inszenierungen. Ein paar Minuten Einsatz am Tag sind genug. Schließlich weiß jeder, dass die allerkleinsten Schritte sich zu einem großen Weg addieren, wenn sie täglich und regelmäßig gegangen werden. Manche Menschen beginnen nicht mit einem so einfachen Weg, weil sie sich nicht vorstellen können, dass sie für so wenig Engagement so viel bekommen. Wer es für sich selbst ausprobieren will, wie sich seine Welt in nur einem Jahr durch minimalen Einsatz verwandelt, wird von Lustmolch und Tantramaus freudig erwartet.
Ein Artikel von Regina Heckert, erschienen im Connection-Magazin 2009/1
Buch von Regina Heckert
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