Bessere Männer gibt es nicht. Das weiß ich spätestens seit diesem Sommer:
Alle haben ihren kleinen Tempel geschmückt. Schon beim Betreten dieses heiligen Raumes werde ich erfasst vom Zauber der tantrischen Atmosphäre. Heute Abend beschenken Männer die Frauen nach einer gemeinsamen Einstimmung mit der Yoni-Heilmassage. Liebesworte öffnen die Herzen. Wahre Augen-Blicke lassen die Seele sprechen. Und dann sehe ich nur noch zahlreiche Wunder in Männergestalt: zarte, behutsame und bewusste Berührungen, Achtsamkeit und volles Dasein für die Frauen. Liebevolles Nachfragen, ganz in Verbindung bleiben miteinander. Fassbar ist es nicht. Immer wieder spüre und schaue ich, was hier geschieht. Bessere Männer als diese hier gibt es nicht. Jeden Einzelnen könnte man filmen, um jedes Frauenherz zum Schmelzen zu bringen. Denn jede Geste berührt und erfüllt alle Sehnsucht dieser Welt.
Diese Männer tief innen zu empfangen mit einem tiefen Ja – was kann sich eine Frau sonst wünschen, um sich in ihrer ureigensten Weiblichkeit zu erfahren? Doch was sich nun zeigt, ist noch unfassbarer für mich als die beeindruckende männliche Liebesfähigkeit: Eine Frau wälzt sich unruhig hin und her. Eine andere keift. Wieder und wieder. Sie liegt irgendwie nicht richtig und alle Hilfsangebote, sie mit Kissen zu stützen, lehnt sie ab. Geduldig beginnt ihr Partner immer wieder von Neuem, den Kontakt mit ihr herzustellen.
Was folgt dem Verzicht auf das Ändern des Mannes?
Wach werden kann jede Frau, wenn sie sich den Herausforderungen stellt, die das Frausein der heutigen Zeit mit sich bringt. Frei von Angst authentisch ihren inneren Impulsen zu folgen in voller eigener Wertschätzung ist jedoch manchmal mehr bloß Wunsch und angepeiltes Ziel als gelebte Realität.
X. möchte so gerne mehr genießen, was ihr Mann ihr schenkt. Doch leider stören sie die Geräusche des Nachbartempels. Dort weint eine Frau über sich selbst, weil sie nur Abwehr spürt. Ich schaue im Raum herum und sehe die fast kollektive Weigerung, zu empfangen. Den Mann zu nehmen und das, was er gibt. Nur P. scheint zu genießen. Sie räkelt sich den liebenden Händen entgegen und lässt ihren ganzen Körper mitschwingen und antworten. Tränen tiefer Berührung wechseln mit Seufzern der Lust und der Freude. Der Mann schmilzt mit ihr weiter hinein in das gemeinsame Glück.
Seit Jahren leite ich die Yonimassage an. Aber so extrem habe ich dieses Ritual noch nie erlebt. Wunderbare fein gestimmte Männer halten ihr Geschenk in der Hand. Und so viele Frauen sind nicht in der Lage, es anzunehmen. Mit allen möglichen Strategien halten sie sich das fern, was sie sich am meisten ersehnen. Am nächsten Tag im Frauenkreis bestätigt es sich. Eine große Bestürzung macht sich breit. Erst wenn die Sehnsucht erfüllt werden kann, beginnt durch die Erfahrung der eigenen Abwehr das Erwachen und die Selbsterkenntnis.
Auch wenn es schwer fällt: immer mehr Frauen entscheiden sich dafür, ihre „Männerverbesserungsprojekte“ zugunsten eines Weges zur eigenen Bewusstwerdung aufzugeben. Das ausgeklügelte Egospiel „Suche, aber finde nicht!“ hat die Sehnsucht nach trautem Heim – Glück allein allzu lange geschürt und für sich benutzt. Die Hoffnung auf das dauerhafte Happy-End der Liebe setzt sich permanent selbst schachmatt. Doch was der Illusion so lange getaugt hat, kann jetzt für das Erwachen genutzt werden: die herkömmliche Paarbeziehung ist der schnellste Weg zu Wahrheit und Liebe. Denn es genügt, nur einen einzigen Menschen von den Projektionen zu befreien, die unser Bild von ihm verzerren. Für die Frau ist der Mann, ihr Mann, der größte Lehrmeister. Das gilt auch umgekehrt – doch das soll nicht mehr die Sorge der Frau sein. Dort wo die meisten Projektionen toben, dort ist auch die größte Befreiung möglich. Warum also nicht die oft so belächelte traditionelle Paarbeziehung nutzen? Die Gefängnistür steht offen. Nur der Wunsch zu bleiben, hält noch gefangen. Das Tor zur Freiheit befindet sich im eigenen Geist!
Ein Bereich, der bei vielen Frauen ganz und gar nicht im Lot ist, ist der Bereich der erotischen, der sinnlichen, der sexuellen Frau. Dort spiegelt sich deutlich ihre Begrenztheit und Unfreiheit. Immer noch im Bann der letzten Jahrtausende quälen Frauen sich nur mühsam aus dem Keuschheitsgürtel ihrer Vergangenheit. Auch was dem kleinen Mädchen eingetrichtert wurde, umschlingt die reife Frau immer noch wie ein Dickicht und da bleibt sie bisweilen freiwillig im Gefängnis ihrer Konditionierungen, weil es ihr so wunderbar bekannt, vertraut und sicher ist.
Diese Zeitvergeudung im wohlbekannten alten Sumpf sollten sich Frauen nicht länger leisten. Das Leben, hier und jetzt, ist doch ein zu kostbares Gut! Die Zeit ist begrenzt, also sollten Frauen sie nutzen! Jetzt! Sofort! Und jeden Augenblick! Nutzen für das Frau sein und die volle Freude daran!
Der Opferrolle ade sagen
Um mit einer Sexualität, die ihnen nicht gefällt, zurechtzukommen, gibt es für viele Frauen nur zwei Wege. Entweder sie leben sie gegen ihr inneres Gespür mit, oder sie verweigern sich. In beiden Fällen verleugnen sie sich selbst. Ein weiterer, dritter Weg aber ist die Chance, aufzuwachen und Verantwortung zu übernehmen: in Austausch und Kommunikation zu gehen, sich mitzuteilen und einfühlbar zu machen.
Es scheint so, als wäre die Kluft zwischen Mann und Frau vielerorts unüberwindbar. Oberflächlich betrachtet können wir schnell verschiedene Bedürfnisse diagnostizieren und uns dann getrost wegen eindeutiger Hoffnungslosigkeit in den Sessel der Ohnmacht und Resignation sinken lassen. So bleiben wir besiegtes Opfer eines scheinbar frauenfeindlichen Schicksals. Die Opferrolle aufzugeben bedeutet, sich mit einer neuen, von Selbstverantwortung geprägten Identität anzufreunden. Doch diesen Weg muss eine Frau nicht alleine gehen! Frauen können sich gegenseitig helfen und unterstützen, indem sie zusammenrücken.
Verantwortung übernehmen
Jede Frau ist voll verantwortlich für ihre Handlungen, Gefühle, ja sogar Gedanken. Wir wissen inzwischen, dass Gedanken Wirkungen haben und Form hervorbringen auf verschiedenen Ebenen. Genauso wie diese Erkenntnis erschrecken kann, zeigt sie zugleich den Weg in eine neue ungeahnte Freiheit. Damit Frauen diese volle Verantwortung übernehmen können, ist es zunächst wichtig, sich der alten Verhaltens- und Denkmuster bewusst zu werden. Ob sie äußerlich oder innerlich klagen, jammern, nörgeln, Vorwürfe machen, verweigern, angreifen tut zunächst nicht viel zur Sache. Es wahrzunehmen, ist das Entscheidende. Was erkannt ist, kann auch verändert werden. Die Bewusstwerdung geschieht auf vielen Ebenen. Am leichtesten zugänglich ist die individuelle Lebensgeschichte, die Kindheit und alle sexuellen Erfahrungen als Frau: die Situationen, in denen die so leicht verletzliche Empfangsbereitschaft gelitten hat und unter zum Teil traumatischen Erfahrungen begraben wurde. Sexueller Missbrauch, Vergewaltigung - auch die eigene - bieten Gelegenheiten zur „Wiedergeburt“ durch die Heilung alter Wunden. Auch die kollektive Frauenvergangenheit sitzt in allen Poren. In diese ungeheuerlichen Tiefen von Schmerz und Leid können Frauen leichter gemeinsam schauen. Die Aufstellungsarbeit hat uns noch eine weitere Erkenntnisquelle zur Verfügung gestellt. Frühverstorbene im Familiensystem, Nonnen und Priester oder etwa der Tod der Urgroßmutter im Kindbett können zu Identifikationen führen, die hier und jetzt Sexualität und Liebeslust ersticken. Und sollten wir das alles aufgeräumt haben, bietet die Reinkarnationstherapie noch weitere Möglichkeiten, Blockaden und Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Die bisherigen Muster werden bewusst
Am deutlichsten ist die Begegnung mit dem Hier und Jetzt. Eben gerade im Bett. Was da geschieht, enthält das ganze „Aufwachsortiment“.
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